Trockenfeigen ~ Nicht gleich reinbeißen
Für den Import von getrockneten Feigen gibt es strenge Vorschriften. Trotzdem fanden wir in einigen Packungen hochgiftige Aflatoxine ohne lange zu suchen
Dass Pistazien und andere Nüsse unbemerkt verschimmelt sein können, ist bekannt. Dass aber auch Liebhaber getrockneter Feigen gelegentlich riskant essen, ist für die meisten neu. Die Untersuchungen der Stiftung Warentest zeigen erschreckende Ergebnisse. Knapp ein Drittel der 21 Marken war mit Aflatoxinen bestimmten Schimmelpilzgiften deutlich belastet, drei davon so stark, dass sie die zulässigen Höchstwerte überschritten.
Extremer Spitzenwert
Das gilt für Aldi Exotic und Lion Brand. Den absoluten negativen Ausreißer fanden wir aber bei der türkischen Marke Figex. Der Spitzenwert war sage und schreibe fast 450 Mal höher als offiziell noch erlaubt, er lag bei knapp 900 Mikrogramm pro Kilogramm für Aflatoxin B1.
Zulässig sind bei B1 höchstens 2 Mikrogramm pro Kilogramm, insgesamt dürfen es von allen Aflatoxinen (B1 und B2, G1 und G2) nicht mehr als 4 Mikrogramm pro Kilogramm sein.
Solche Ergebnisse bedeuten, dass einzelne Feigen noch mehr Aflatoxine enthalten können. Im Labor wird der Inhalt einer ganzen Packung als Mischprobe untersucht. Es ist davon auszugehen, dass die meisten Früchte in Ordnung und vielleicht nur zwei oder drei mit Aflatoxin belastet sind. Aus Analysen des Vorjahrs ist ein Extremwert von 20 Milligramm in wenigen Feigen bekannt Mengen, die zumindest bei Kindern auch unmittelbar gefährlich werden können.
Erschreckend sind die Prüfergebnisse auch deshalb, weil wir nicht lange suchen mussten, um aud die Schimmelpilzgifte zu stoßen. Wir haben pro Marke drei Packungen geprüft mit jeweils 200 bis 1.000 Gramm Feigen. Das ist nicht viel. Die Überwachungsbehörden nehmen wesentlich größere Stichproben als Basis für die Einfuhrkontrollen, nämlich 30 Kilogramm, die sie an verschiedenen Stellen einer 20-Tonnen-Ladung auswählen. Bei kleineren Mengen so die Annahme sei es zu sehr dem Zufall überlassen, überhaupt etwas zu finden. Das liegt an der so genannten Nesterbildung, die für Trockenfeigen, aber auch für Nüssen typisch ist.
Ganze Säcke von Feigen und Nüssen können in Ordnung sein, darunter aber kann sich eine kleine, aber stark befallene Menge befinden, die vielleicht durch eine einzige verschimmelte Feige oder Nuss entstanden ist. Denn Schimmel verbreitet sich durch Kontamination, sprich Kontakt. So wie auch im Brotkasten, wo erst eine Stelle am Brot verschimmelt und schließlich das ganze Brot.
Anders gesagt: Unsere Stichprobenergebnisse besagen nicht, dass die Marken, die sich ohne Belastung zeigten, durchweg in Ordnung sind. Die Untersuchung von mehr Packungen hätte möglicherweise auch noch bei anderen Marken höhere Funde an Aflatoxinen zutage befördert.
Von innen verschimmelt
Erschreckend ist das Ergebnis aber noch aus einem ganz anderen Grund: Fündig wurden die Prüfer erst, als sie die getrockneten Früchte aufschnitten. Äußerlich war nichts zu sehen, was vorkommen kann, wenn sich sichtbarer Schimmel abreibt. Aber auch chemisch-analytisch war auf der Schale nichts nachzuweisen. Mit dem Aufschneiden zeigte sich, dass vor allem schwarze Stellen im Fruchtfleisch verdächtig sind. Wenn Aflatoxine gefunden wurden, dann stammten sie aus solch schwärzlichem Fruchtfleisch. Umgekehrt gilt aber auch: Nicht immer enthielten die schwarzen Stellen Schimmelpilzgifte.
Selbst wenn die getrocknete Feige ansprechend und hell aussieht, kann der Feigenliebhaber also nicht ruhigen Gewissens zubeißen. Im Grunde bleibt nur, jede Feige vor dem Verzehr aufzuschneiden und im Zweifelsfall auszusortieren.
Aflatoxine an sich schmeckt man nicht. Es kann aber gut sein, dass die angegangenen Früchte bitter oder gammelig sind. Sicherheitshalber gilt, was auch für Nüsse richtig ist: Bei Geschmacksauffälligkeit nicht essen, sondern ausspucken. Es könnte ja sein, dass es sich um eine Feige mit extrem hoher Aflatoxinbelastung handelt.
Kontrollen mit UV-Licht
Die Schimmelbelastung von innen erklärt auch, warum den Kontrolleuren diese Feigen entgangen sein dürften. Die sollen die Früchte schon im Ursprungsland unter UV-Licht legen. Das gibt einen ersten Hinweis, ob Aflatoxine vorkommen. Aber eben nur außen. Was sich im Innern einer Feige abspielt, wird so offenbar nicht sichtbar. Die Konsequenz: Innen befallene Früchte werden nicht aussortiert, selbst bei noch so engmaschigen Kontrollen.
Eine andere Frage ist, wie es überhaupt dazu kommen kann, dass die Feigen von innen her verschimmeln. Meist bildet sich bei Früchten (und auch bei Nüssen) der Schimmel zuerst äußerlich, und zwar wenn die Schale verletzt ist. Weitere Bedingungen für die Aflatoxinbildung: hohe Feuchtigkeit, starke Hitze. Da reichen auch winzige Stellen, damit die Schimmelsporen eindringen und sich verbreiten können. Beispielsweise auf der Schale, wenn reife Feigen vom Baum fallen, auf der Erde liegen bleiben und dort mit der sporenhaltigen Erde in Berührung kommen. Oder im Innern, wenn das Fruchtfleisch um den Stängel verletzt ist, so dass die Sporen dort in die Frucht wandern können.
Fazit: Eine absolute Sicherheit, mit Alfatoxinen belastete Früchte vor dem Kauf aufzuspüren, gibt es bei den derzeitigen Prüfmethoden nicht. Selbst wenn Hersteller und Importeur sorgfältigst und auch sehr engmaschig kontrollieren, ist eine schwärzliche Schimmelbildung von innen nicht zu erkennen.
(quelle: stiftung warentest)
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Dass Pistazien und andere Nüsse unbemerkt verschimmelt sein können, ist bekannt. Dass aber auch Liebhaber getrockneter Feigen gelegentlich riskant essen, ist für die meisten neu. Die Untersuchungen der Stiftung Warentest zeigen erschreckende Ergebnisse. Knapp ein Drittel der 21 Marken war mit Aflatoxinen bestimmten Schimmelpilzgiften deutlich belastet, drei davon so stark, dass sie die zulässigen Höchstwerte überschritten.
Extremer Spitzenwert
Das gilt für Aldi Exotic und Lion Brand. Den absoluten negativen Ausreißer fanden wir aber bei der türkischen Marke Figex. Der Spitzenwert war sage und schreibe fast 450 Mal höher als offiziell noch erlaubt, er lag bei knapp 900 Mikrogramm pro Kilogramm für Aflatoxin B1.
Zulässig sind bei B1 höchstens 2 Mikrogramm pro Kilogramm, insgesamt dürfen es von allen Aflatoxinen (B1 und B2, G1 und G2) nicht mehr als 4 Mikrogramm pro Kilogramm sein.
Solche Ergebnisse bedeuten, dass einzelne Feigen noch mehr Aflatoxine enthalten können. Im Labor wird der Inhalt einer ganzen Packung als Mischprobe untersucht. Es ist davon auszugehen, dass die meisten Früchte in Ordnung und vielleicht nur zwei oder drei mit Aflatoxin belastet sind. Aus Analysen des Vorjahrs ist ein Extremwert von 20 Milligramm in wenigen Feigen bekannt Mengen, die zumindest bei Kindern auch unmittelbar gefährlich werden können.
Erschreckend sind die Prüfergebnisse auch deshalb, weil wir nicht lange suchen mussten, um aud die Schimmelpilzgifte zu stoßen. Wir haben pro Marke drei Packungen geprüft mit jeweils 200 bis 1.000 Gramm Feigen. Das ist nicht viel. Die Überwachungsbehörden nehmen wesentlich größere Stichproben als Basis für die Einfuhrkontrollen, nämlich 30 Kilogramm, die sie an verschiedenen Stellen einer 20-Tonnen-Ladung auswählen. Bei kleineren Mengen so die Annahme sei es zu sehr dem Zufall überlassen, überhaupt etwas zu finden. Das liegt an der so genannten Nesterbildung, die für Trockenfeigen, aber auch für Nüssen typisch ist.
Ganze Säcke von Feigen und Nüssen können in Ordnung sein, darunter aber kann sich eine kleine, aber stark befallene Menge befinden, die vielleicht durch eine einzige verschimmelte Feige oder Nuss entstanden ist. Denn Schimmel verbreitet sich durch Kontamination, sprich Kontakt. So wie auch im Brotkasten, wo erst eine Stelle am Brot verschimmelt und schließlich das ganze Brot.
Anders gesagt: Unsere Stichprobenergebnisse besagen nicht, dass die Marken, die sich ohne Belastung zeigten, durchweg in Ordnung sind. Die Untersuchung von mehr Packungen hätte möglicherweise auch noch bei anderen Marken höhere Funde an Aflatoxinen zutage befördert.
Von innen verschimmelt
Erschreckend ist das Ergebnis aber noch aus einem ganz anderen Grund: Fündig wurden die Prüfer erst, als sie die getrockneten Früchte aufschnitten. Äußerlich war nichts zu sehen, was vorkommen kann, wenn sich sichtbarer Schimmel abreibt. Aber auch chemisch-analytisch war auf der Schale nichts nachzuweisen. Mit dem Aufschneiden zeigte sich, dass vor allem schwarze Stellen im Fruchtfleisch verdächtig sind. Wenn Aflatoxine gefunden wurden, dann stammten sie aus solch schwärzlichem Fruchtfleisch. Umgekehrt gilt aber auch: Nicht immer enthielten die schwarzen Stellen Schimmelpilzgifte.
Selbst wenn die getrocknete Feige ansprechend und hell aussieht, kann der Feigenliebhaber also nicht ruhigen Gewissens zubeißen. Im Grunde bleibt nur, jede Feige vor dem Verzehr aufzuschneiden und im Zweifelsfall auszusortieren.
Aflatoxine an sich schmeckt man nicht. Es kann aber gut sein, dass die angegangenen Früchte bitter oder gammelig sind. Sicherheitshalber gilt, was auch für Nüsse richtig ist: Bei Geschmacksauffälligkeit nicht essen, sondern ausspucken. Es könnte ja sein, dass es sich um eine Feige mit extrem hoher Aflatoxinbelastung handelt.
Kontrollen mit UV-Licht
Die Schimmelbelastung von innen erklärt auch, warum den Kontrolleuren diese Feigen entgangen sein dürften. Die sollen die Früchte schon im Ursprungsland unter UV-Licht legen. Das gibt einen ersten Hinweis, ob Aflatoxine vorkommen. Aber eben nur außen. Was sich im Innern einer Feige abspielt, wird so offenbar nicht sichtbar. Die Konsequenz: Innen befallene Früchte werden nicht aussortiert, selbst bei noch so engmaschigen Kontrollen.
Eine andere Frage ist, wie es überhaupt dazu kommen kann, dass die Feigen von innen her verschimmeln. Meist bildet sich bei Früchten (und auch bei Nüssen) der Schimmel zuerst äußerlich, und zwar wenn die Schale verletzt ist. Weitere Bedingungen für die Aflatoxinbildung: hohe Feuchtigkeit, starke Hitze. Da reichen auch winzige Stellen, damit die Schimmelsporen eindringen und sich verbreiten können. Beispielsweise auf der Schale, wenn reife Feigen vom Baum fallen, auf der Erde liegen bleiben und dort mit der sporenhaltigen Erde in Berührung kommen. Oder im Innern, wenn das Fruchtfleisch um den Stängel verletzt ist, so dass die Sporen dort in die Frucht wandern können.
Fazit: Eine absolute Sicherheit, mit Alfatoxinen belastete Früchte vor dem Kauf aufzuspüren, gibt es bei den derzeitigen Prüfmethoden nicht. Selbst wenn Hersteller und Importeur sorgfältigst und auch sehr engmaschig kontrollieren, ist eine schwärzliche Schimmelbildung von innen nicht zu erkennen.
(quelle: stiftung warentest)
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robinhood - 26. Sep, 13:31