«Wem gehört das Wasser?»
Eine wertvolle Publikation zu einem brisanten Thema
Nach dem ausgezeichneten und vielbeachteten Buch «Das Bild der Menschenrechte» aus dem Schweizer Verlag Lars Müller liegt nun in einem ähnlichen Konzept das 536-seitige Buch «Wem gehört das Wasser?» vor. Das Buch wurde von der EAWAG, dem Wasserforschungsinstitut der ETH, unterstützt.
uk. Wie die Menschenrechte ist auch das Element Wasser für unsere Existenz unerlässlich. Das Buch enthält neben zahlreichen ausgezeichneten Fotografien gute thematische Textbeiträge. Die Herausgeber Klaus Lanz, Lars Müller, Christian Rentsch und René Schwarzenbach machen deutlich, dass das Lebenselement Wasser «sich jedem Besitzanspruch entzieht, sei er politisch oder ökonomisch, sondern vielmehr der Verantwortung und Wertschätzung einer bewussten Weltgemeinschaft untersteht».
Soziale, ökologische, politische und ökonomische Interessenkonflikte behindern eine Bewältigung dieses weltweiten Problems. Das Wasser soll zu einem Instrument der Machtpolitik werden. Die gefährliche Privatisierung verhindert zunehmend immer mehr Menschen die freie Verfügbarkeit über genügend Wasser für ihre Existenz, viele Menschen sterben aus Mangel an Wasser oder erkranken an verschmutztem Wasser.
Die Autoren legen auch verschiedene Lösungsansätze vor. Das Buch schliesst mit einem feurigen Plädoyer dafür, dass das Wasser allen gehören sollte und dass ein freier Zugang zu sauberem Wasser als Menschenrecht anerkannt werden muss.
Es ist sehr erfreulich, dass solche Publikationen erscheinen. Auch das Schweizerische Rote Kreuz hat in seinem ansprechenden Kalender 2007 für die Spendensammlung das Wasser thematisiert. Zeit-Fragen hat bereits in verschiedenen ausführlichen Artikeln die brisante Problematik aufgerollt und auf die Gefahr von Kriegen ums Wasser hingewiesen.
Vielfältige Annäherung an die Thematik
In sechs Kapiteln nähern sich die Autoren anhand von engagierten und ästhetischen Fotografien und ausführlichen Texten dem Thema aus verschiedenen Perspektiven an. So wird dem Leser das Wasser als phänomenales und einzigartiges Element vorgestellt, die nicht immer einfache Beziehung Wasser – Mensch durchleuchtet, auf die politische Bedeutung des Wassers in Krisenregionen, aber auch auf dessen spirituelle Komponente in verschiedenen Kulturen aufmerksam gemacht.
Im Kapitel «Nahaufnahmen» wird beispielsweise dargestellt, wie mit der von der Helvetas und der DEZA propagierten «Sodis-Methode» verschmutztes Wasser in Pet-Flaschen im Sonnenlicht gereinigt und trinkbar gemacht wird. Eine grossartige lebensrettende Erfindung, die sicher durch findige Naturwissenschafter ausgebaut werden könnte. Damit wird auch angeregt, wie unsere Gesellschaft, die weitgehend auf Kriegswirtschaft eingestellt ist, auch auf Friedensproduktion umgestellt werden kann und Arbeitsplätze für das Allgemeinwohl geschaffen werden können, wenn der politische Wille dies möchte und die Bevölkerung das von ihren Politikern fordert.
Das Buch gibt in verschiedenen Kapiteln («Wasser gegen den Hunger», «Vergiftetes Wasser» oder «Wasser für die Landwirtschaft») auch interessante Einblicke in die Probleme der weltweit globalisierten Landwirtschaft. So erfährt der Leser beispielsweise, «dass für die Produktion von Fleisch zehnmal mehr Wasser verbraucht wird als für die Produktion einer Menge pflanzlicher Nahrungsmittel mit gleichem Nährwert».
Wasser – ein Menschenrecht
Allein das grosse Kapitel «Wasser und Macht» verdient besondere Aufmerksamkeit. So werden das Geschäft mit dem Wasser, die Privatisierung, der Kampf um den Wassermarkt oder das fehlende internationale Wasserrecht behandelt. In einem speziellen Kapitel «Der Nahostkonflikt ist auch ein Wasserkrieg» wird hervorgehoben, «dass kriegerische Auseinandersetzungen wie der Nahostkonflikt immer auch Kriege um Wasser waren und sind».
Im folgenden sollen daraus eine Textpassagen zitiert werden: «Gegen alle internationalen Rechtsgrundsätze nutzt Israel seine Macht als Besetzer, um schon heute wichtige Vorentscheidungen zu seinen Gunsten durchzusetzen: So etwa mit der Deklaration einer sogenannten Sicherheitszone entlang des Jordans, über die Israel auch in künftigen Friedensverhandlungen nicht mehr diskutieren will. Damit wären die Palästinenser auch in Zukunft gänzlich von der Mitbestimmung über das Jordan-Wasser ausgeschlossen, obwohl der Jordan über weite Strecken nicht ein israelisch-jordanischer, sondern ein palästinensisch-jordanischer Grenzfluss sein wird. Überdies setzten israelische Verhandlungsdelegationen durch, dass die Grundwasservorräte des künftigen palästinensischen Staates in den Abkommen jeweils als ‹gemeinsame Ressourcen› definiert werden, über deren Verwendung ein Wasser-Komitee nach Abschluss eines Friedensvertrags entscheiden soll. Mit dieser Definition sichert sich Israel bereits jetzt ein künftiges Vetorecht für alle Entscheidungen darüber, wie Wasservorkommen in Palästina später einmal genutzt werden. Das gleiche Recht hat Israel den Palästinensern im Gaza-Streifen verweigert. Dort soll die israelische Wassergesellschaft Mekorot auch allein für die Wasserversorgung zuständig bleiben.» (S. 483)
Diese Fakten sind empörend und machen den Leser nachdenklich, verweisen uns auch auf andere Konfliktgebiete und Kriege in der Welt und rufen alle Menschen und die Zivilgesellschaften auf, ihre wahnsinnigen Kriege zu beenden und endlich die minimale Lebensexistenz für alle Menschen auf diesem Globus zu sichern.
Dem hervorragend gestalteten Buch ist eine weite Verbreitung auch als Schullehrmittel und für besondere Schülerprojekte zu wünschen. Wasser muss als Menschenrecht für alle gesichert werden.
Evo Morales, Präsident von Bolivien, hält im Buch zu Recht fest: «Ich bin davon überzeugt, dass Trinkwasser – Wasser ganz allgemein – kein privates Geschäft sein darf, sondern eine öffentliche Dienstleistung sein muss.» Setzen wir uns dafür ein! •
Wem gehört das Wasser? Hrsg.: K. Lanz, L. Müller, Ch. Rentsch, R. Schwarzenbach, Verlag Lars Müller Publishers, Baden 2006. ISBN 3-03778-015-0
Nach dem ausgezeichneten und vielbeachteten Buch «Das Bild der Menschenrechte» aus dem Schweizer Verlag Lars Müller liegt nun in einem ähnlichen Konzept das 536-seitige Buch «Wem gehört das Wasser?» vor. Das Buch wurde von der EAWAG, dem Wasserforschungsinstitut der ETH, unterstützt.
uk. Wie die Menschenrechte ist auch das Element Wasser für unsere Existenz unerlässlich. Das Buch enthält neben zahlreichen ausgezeichneten Fotografien gute thematische Textbeiträge. Die Herausgeber Klaus Lanz, Lars Müller, Christian Rentsch und René Schwarzenbach machen deutlich, dass das Lebenselement Wasser «sich jedem Besitzanspruch entzieht, sei er politisch oder ökonomisch, sondern vielmehr der Verantwortung und Wertschätzung einer bewussten Weltgemeinschaft untersteht».
Soziale, ökologische, politische und ökonomische Interessenkonflikte behindern eine Bewältigung dieses weltweiten Problems. Das Wasser soll zu einem Instrument der Machtpolitik werden. Die gefährliche Privatisierung verhindert zunehmend immer mehr Menschen die freie Verfügbarkeit über genügend Wasser für ihre Existenz, viele Menschen sterben aus Mangel an Wasser oder erkranken an verschmutztem Wasser.
Die Autoren legen auch verschiedene Lösungsansätze vor. Das Buch schliesst mit einem feurigen Plädoyer dafür, dass das Wasser allen gehören sollte und dass ein freier Zugang zu sauberem Wasser als Menschenrecht anerkannt werden muss.
Es ist sehr erfreulich, dass solche Publikationen erscheinen. Auch das Schweizerische Rote Kreuz hat in seinem ansprechenden Kalender 2007 für die Spendensammlung das Wasser thematisiert. Zeit-Fragen hat bereits in verschiedenen ausführlichen Artikeln die brisante Problematik aufgerollt und auf die Gefahr von Kriegen ums Wasser hingewiesen.
Vielfältige Annäherung an die Thematik
In sechs Kapiteln nähern sich die Autoren anhand von engagierten und ästhetischen Fotografien und ausführlichen Texten dem Thema aus verschiedenen Perspektiven an. So wird dem Leser das Wasser als phänomenales und einzigartiges Element vorgestellt, die nicht immer einfache Beziehung Wasser – Mensch durchleuchtet, auf die politische Bedeutung des Wassers in Krisenregionen, aber auch auf dessen spirituelle Komponente in verschiedenen Kulturen aufmerksam gemacht.
Im Kapitel «Nahaufnahmen» wird beispielsweise dargestellt, wie mit der von der Helvetas und der DEZA propagierten «Sodis-Methode» verschmutztes Wasser in Pet-Flaschen im Sonnenlicht gereinigt und trinkbar gemacht wird. Eine grossartige lebensrettende Erfindung, die sicher durch findige Naturwissenschafter ausgebaut werden könnte. Damit wird auch angeregt, wie unsere Gesellschaft, die weitgehend auf Kriegswirtschaft eingestellt ist, auch auf Friedensproduktion umgestellt werden kann und Arbeitsplätze für das Allgemeinwohl geschaffen werden können, wenn der politische Wille dies möchte und die Bevölkerung das von ihren Politikern fordert.
Das Buch gibt in verschiedenen Kapiteln («Wasser gegen den Hunger», «Vergiftetes Wasser» oder «Wasser für die Landwirtschaft») auch interessante Einblicke in die Probleme der weltweit globalisierten Landwirtschaft. So erfährt der Leser beispielsweise, «dass für die Produktion von Fleisch zehnmal mehr Wasser verbraucht wird als für die Produktion einer Menge pflanzlicher Nahrungsmittel mit gleichem Nährwert».
Wasser – ein Menschenrecht
Allein das grosse Kapitel «Wasser und Macht» verdient besondere Aufmerksamkeit. So werden das Geschäft mit dem Wasser, die Privatisierung, der Kampf um den Wassermarkt oder das fehlende internationale Wasserrecht behandelt. In einem speziellen Kapitel «Der Nahostkonflikt ist auch ein Wasserkrieg» wird hervorgehoben, «dass kriegerische Auseinandersetzungen wie der Nahostkonflikt immer auch Kriege um Wasser waren und sind».
Im folgenden sollen daraus eine Textpassagen zitiert werden: «Gegen alle internationalen Rechtsgrundsätze nutzt Israel seine Macht als Besetzer, um schon heute wichtige Vorentscheidungen zu seinen Gunsten durchzusetzen: So etwa mit der Deklaration einer sogenannten Sicherheitszone entlang des Jordans, über die Israel auch in künftigen Friedensverhandlungen nicht mehr diskutieren will. Damit wären die Palästinenser auch in Zukunft gänzlich von der Mitbestimmung über das Jordan-Wasser ausgeschlossen, obwohl der Jordan über weite Strecken nicht ein israelisch-jordanischer, sondern ein palästinensisch-jordanischer Grenzfluss sein wird. Überdies setzten israelische Verhandlungsdelegationen durch, dass die Grundwasservorräte des künftigen palästinensischen Staates in den Abkommen jeweils als ‹gemeinsame Ressourcen› definiert werden, über deren Verwendung ein Wasser-Komitee nach Abschluss eines Friedensvertrags entscheiden soll. Mit dieser Definition sichert sich Israel bereits jetzt ein künftiges Vetorecht für alle Entscheidungen darüber, wie Wasservorkommen in Palästina später einmal genutzt werden. Das gleiche Recht hat Israel den Palästinensern im Gaza-Streifen verweigert. Dort soll die israelische Wassergesellschaft Mekorot auch allein für die Wasserversorgung zuständig bleiben.» (S. 483)
Diese Fakten sind empörend und machen den Leser nachdenklich, verweisen uns auch auf andere Konfliktgebiete und Kriege in der Welt und rufen alle Menschen und die Zivilgesellschaften auf, ihre wahnsinnigen Kriege zu beenden und endlich die minimale Lebensexistenz für alle Menschen auf diesem Globus zu sichern.
Dem hervorragend gestalteten Buch ist eine weite Verbreitung auch als Schullehrmittel und für besondere Schülerprojekte zu wünschen. Wasser muss als Menschenrecht für alle gesichert werden.
Evo Morales, Präsident von Bolivien, hält im Buch zu Recht fest: «Ich bin davon überzeugt, dass Trinkwasser – Wasser ganz allgemein – kein privates Geschäft sein darf, sondern eine öffentliche Dienstleistung sein muss.» Setzen wir uns dafür ein! •
Wem gehört das Wasser? Hrsg.: K. Lanz, L. Müller, Ch. Rentsch, R. Schwarzenbach, Verlag Lars Müller Publishers, Baden 2006. ISBN 3-03778-015-0
robinhood - 24. Aug, 20:48