Fusarientoxine im Brot ~ Ein Pilz im Kornfeld
Fusarien sind Schimmelpilze, die Getreide befallen. Im Brot fanden wir ihre Gifte glücklicherweise nur in unbedenklichen Mengen.
Wer genüsslich in eine Stulle beißt, denkt wohl kaum an Gifte von Getreidepilzen, die Fusarientoxine. Zurzeit gibt es dafür auch keinen Anlass, wie unsere Untersuchung bestätigt. test wollte wissen, welche Mengen der unsichtbaren Schimmelgifte mit dem täglichen Brot in den Körper gelangen und ob dadurch eine Gefahr für die Gesundheit besteht.
Im Toxin-Check: rund 50 Brote, die meisten verpackt aus dem Supermarkt, elf lose in Bäckereien eingekauft. Analysiert wurden die drei häufigsten Fusarientoxine im Brot: Deoxynivalenol, Nivalenol und Zearalenon. Fusarientoxine können die Gesundheit ernsthaft gefährden. In hohen Mengen aufgenommen, schädigen sie das Immunsystem und wirken giftig auf diverse Organe.
Die Deutschen sind Europameister im Brotessen: Pro Kopf verzehrt jeder 85 Kilogramm im Jahr.
Kein Brot zu stark belastet
In fast einem Drittel der Brote wurden wir fündig. In elf Fällen war Deoxynivalenol nachweisbar, Nivalenol in fünf. Zearalenon fanden wir nicht. Beruhigend: Die nachgewiesenen Mengen sind weit davon entfernt, die Gesundheit zu gefährden. Das am stärksten belastete Brot enthielt 131 Mikrogramm Deoxynivalenol je Kilogramm (Lieken Urkorn Delikatess Vollkorn Knäcke).
Zum Vergleich: In Deutschland liegt ein Verordnungsentwurf vor, der einen Grenzwert von 350 Mikrogramm angibt. Dieser Wert orientiert sich aber auch an dem, was derzeit technologisch eingehalten werden kann, und soll das sieht der Entwurf vor später abgesenkt werden
.
Wir haben für unsere Bewertung deshalb eine strengere Messlatte angelegt: Aus medizinischer Sicht ist es akzeptabel und völlig ungefährlich, wenn ein Mensch täglich 1 Mikrogramm je Kilogramm Körpergewicht aufnimmt. Wir haben berechnet, wie hoch ein Brot belastet sein darf, ohne diese Menge zu überschreiten. Das Ergebnis: Für einen Erwachsenen, der täglich durchschnittlich viel Brot isst (200 bis 300 Gram pro Tag), sind etwa 250 Mikrogramm Deoxynivalenol je Kilogramm Brot unbedenklich.
Der Vergleich mit den eingekauften Broten zeigt: Derzeit kann man getrost in die Stulle beißen ohne Angst vor verborgenen Pilzgiften. Das gilt übrigens für alle Brote, egal ob lose oder abgepackt, Toast, Knäcke- oder Vollkornbrot, Roggen- oder Weizenbrot. Etwas mehr Toxin als im Durchschnitt fanden wir im Vollkornknäcke.
Die Bio-Knäckebrote waren aber unbelastet, genau wie alle Biobrote im Test.
Tipp:
Eine Einschränkung haben wir allerdings. Säuglinge und Kleinkinder reagieren besonders empfindlich. Wenn Sie Ihrem Kleinkind wirklich sehr viel Brot zum "Mümmeln" geben: Wählen Sie vorsorglich ein unbelastetes aus.
Schmuckbild Test Fusarientoxine im Brot
Die nicht belasteten Brote
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Für die geringen Toxinmengen im Brot gibt es Gründe. Das Korn kann mit den Fusarienpilzen nur in einer kurzen Zeit während der Getreideblüte infiziert werden. Ist das Feld dann besonders feucht, weil es viel geregnet hat, begünstigt das den Befall und die Pilze wachsen besser. Und viele Pilze produzieren dann auch mehr Toxine. Im Wesentlichen hängt es also vom Wetter während der Blütezeit ab, ob Korn und Brot belastet sind. Als das Getreide für die getesteten Brote blühte (vermutlich überwiegend aus der heimischen Ernte des Jahres 2000), war das Klima für die Pilze eher ungünstig. Im Frühsommer 2000 hat es nicht überdurchschnittlich viel geregnet.
Umgekehrt heißt das aber auch: Die Testergebnisse gelten nicht für alle Zeit. Zu viel Regen während der Blüte könnte bewirken, dass sich Fusarien stark vermehren und später Brot mit zu vielen Toxinen in den Regalen liegt.
Auf dem Feld und in der Mühle
Völlig ausgeliefert sind wir dem Wetter aber nicht. Mit einer optimalen Siebtechnik in der Mühle ist es möglich, befallenes Getreide auszusondern, denn es ist leichter als gesundes. Und ein trockenes Klima in den Getreidesilos verhindert, dass sich Toxine bilden. Beim Lagern des Korns gibt es aber offenbar keine großen Defizite. Zumindest liegt diese Vermutung nahe, weil wir kein Zearalenon gefunden haben. Dieses Gift entsteht auch dann, wenn das Korn zu feucht gelagert wird.
Die Pilze auf dem Acker mit Pestiziden zu bekämpfen, ist sehr schwierig. Die Pestizide wirken nur dann optimal, wenn sie ein bis zwei Tage nach der Infektion auf das Feld gesprüht werden und die Infektion sieht man dem Getreide nicht sofort an. Außerdem belasten Pestizide Pflanzen, Böden und das Grundwasser. Erfolgversprechender sind da andere Strategien: So sollten Landwirte auf zu viel Stickstoffdünger verzichten, denn der erleichtert die Pilzinfektion.
Wichtig ist auch die richtige Fruchtfolge. Mais vor Weizen schmeckt den Pilzen besonders gut. Dann ist es wichtig, den Boden mit dem Pflug zu bearbeiten. So werden die Pilzsporen, die der Mais übrig gelassen hat, nach unten gegraben. Besser ist es aber, für die Fruchtfolge weniger empfindliche Sorten zu verwenden. Eine sorgsam ausgewählte Fruchtfolge und eine geeignete Düngung haben sicher auch dazu beigetragen, dass alle Biobrote im Test gut abgeschnitten haben. Dennoch ist auch der Ökolandbau nicht völlig vor Fusarien gefeit bei feuchter Witterung wird es auch hier Probleme geben.
Fazit:
Wenn Landwirte, Müller und Händler das Problem "Fusarientoxine" ernst nehmen, können sie es in den Griff bekommen, auch wenn das Wetter ihnen nicht wohl gesonnen ist mit häufigen Kontrollen und Sorgsamkeit beim Anbau, in der Mühle und bei der Lagerung. Dann kann jeder auch weiterhin genüsslich in die Stulle beißen.
(quelle: stiftung warentest)
~*~
Wer genüsslich in eine Stulle beißt, denkt wohl kaum an Gifte von Getreidepilzen, die Fusarientoxine. Zurzeit gibt es dafür auch keinen Anlass, wie unsere Untersuchung bestätigt. test wollte wissen, welche Mengen der unsichtbaren Schimmelgifte mit dem täglichen Brot in den Körper gelangen und ob dadurch eine Gefahr für die Gesundheit besteht.
Im Toxin-Check: rund 50 Brote, die meisten verpackt aus dem Supermarkt, elf lose in Bäckereien eingekauft. Analysiert wurden die drei häufigsten Fusarientoxine im Brot: Deoxynivalenol, Nivalenol und Zearalenon. Fusarientoxine können die Gesundheit ernsthaft gefährden. In hohen Mengen aufgenommen, schädigen sie das Immunsystem und wirken giftig auf diverse Organe.
Die Deutschen sind Europameister im Brotessen: Pro Kopf verzehrt jeder 85 Kilogramm im Jahr.
Kein Brot zu stark belastet
In fast einem Drittel der Brote wurden wir fündig. In elf Fällen war Deoxynivalenol nachweisbar, Nivalenol in fünf. Zearalenon fanden wir nicht. Beruhigend: Die nachgewiesenen Mengen sind weit davon entfernt, die Gesundheit zu gefährden. Das am stärksten belastete Brot enthielt 131 Mikrogramm Deoxynivalenol je Kilogramm (Lieken Urkorn Delikatess Vollkorn Knäcke).
Zum Vergleich: In Deutschland liegt ein Verordnungsentwurf vor, der einen Grenzwert von 350 Mikrogramm angibt. Dieser Wert orientiert sich aber auch an dem, was derzeit technologisch eingehalten werden kann, und soll das sieht der Entwurf vor später abgesenkt werden
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Wir haben für unsere Bewertung deshalb eine strengere Messlatte angelegt: Aus medizinischer Sicht ist es akzeptabel und völlig ungefährlich, wenn ein Mensch täglich 1 Mikrogramm je Kilogramm Körpergewicht aufnimmt. Wir haben berechnet, wie hoch ein Brot belastet sein darf, ohne diese Menge zu überschreiten. Das Ergebnis: Für einen Erwachsenen, der täglich durchschnittlich viel Brot isst (200 bis 300 Gram pro Tag), sind etwa 250 Mikrogramm Deoxynivalenol je Kilogramm Brot unbedenklich.
Der Vergleich mit den eingekauften Broten zeigt: Derzeit kann man getrost in die Stulle beißen ohne Angst vor verborgenen Pilzgiften. Das gilt übrigens für alle Brote, egal ob lose oder abgepackt, Toast, Knäcke- oder Vollkornbrot, Roggen- oder Weizenbrot. Etwas mehr Toxin als im Durchschnitt fanden wir im Vollkornknäcke.
Die Bio-Knäckebrote waren aber unbelastet, genau wie alle Biobrote im Test.
Tipp:
Eine Einschränkung haben wir allerdings. Säuglinge und Kleinkinder reagieren besonders empfindlich. Wenn Sie Ihrem Kleinkind wirklich sehr viel Brot zum "Mümmeln" geben: Wählen Sie vorsorglich ein unbelastetes aus.
Schmuckbild Test Fusarientoxine im Brot
Die nicht belasteten Brote
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Für die geringen Toxinmengen im Brot gibt es Gründe. Das Korn kann mit den Fusarienpilzen nur in einer kurzen Zeit während der Getreideblüte infiziert werden. Ist das Feld dann besonders feucht, weil es viel geregnet hat, begünstigt das den Befall und die Pilze wachsen besser. Und viele Pilze produzieren dann auch mehr Toxine. Im Wesentlichen hängt es also vom Wetter während der Blütezeit ab, ob Korn und Brot belastet sind. Als das Getreide für die getesteten Brote blühte (vermutlich überwiegend aus der heimischen Ernte des Jahres 2000), war das Klima für die Pilze eher ungünstig. Im Frühsommer 2000 hat es nicht überdurchschnittlich viel geregnet.
Umgekehrt heißt das aber auch: Die Testergebnisse gelten nicht für alle Zeit. Zu viel Regen während der Blüte könnte bewirken, dass sich Fusarien stark vermehren und später Brot mit zu vielen Toxinen in den Regalen liegt.
Auf dem Feld und in der Mühle
Völlig ausgeliefert sind wir dem Wetter aber nicht. Mit einer optimalen Siebtechnik in der Mühle ist es möglich, befallenes Getreide auszusondern, denn es ist leichter als gesundes. Und ein trockenes Klima in den Getreidesilos verhindert, dass sich Toxine bilden. Beim Lagern des Korns gibt es aber offenbar keine großen Defizite. Zumindest liegt diese Vermutung nahe, weil wir kein Zearalenon gefunden haben. Dieses Gift entsteht auch dann, wenn das Korn zu feucht gelagert wird.
Die Pilze auf dem Acker mit Pestiziden zu bekämpfen, ist sehr schwierig. Die Pestizide wirken nur dann optimal, wenn sie ein bis zwei Tage nach der Infektion auf das Feld gesprüht werden und die Infektion sieht man dem Getreide nicht sofort an. Außerdem belasten Pestizide Pflanzen, Böden und das Grundwasser. Erfolgversprechender sind da andere Strategien: So sollten Landwirte auf zu viel Stickstoffdünger verzichten, denn der erleichtert die Pilzinfektion.
Wichtig ist auch die richtige Fruchtfolge. Mais vor Weizen schmeckt den Pilzen besonders gut. Dann ist es wichtig, den Boden mit dem Pflug zu bearbeiten. So werden die Pilzsporen, die der Mais übrig gelassen hat, nach unten gegraben. Besser ist es aber, für die Fruchtfolge weniger empfindliche Sorten zu verwenden. Eine sorgsam ausgewählte Fruchtfolge und eine geeignete Düngung haben sicher auch dazu beigetragen, dass alle Biobrote im Test gut abgeschnitten haben. Dennoch ist auch der Ökolandbau nicht völlig vor Fusarien gefeit bei feuchter Witterung wird es auch hier Probleme geben.
Fazit:
Wenn Landwirte, Müller und Händler das Problem "Fusarientoxine" ernst nehmen, können sie es in den Griff bekommen, auch wenn das Wetter ihnen nicht wohl gesonnen ist mit häufigen Kontrollen und Sorgsamkeit beim Anbau, in der Mühle und bei der Lagerung. Dann kann jeder auch weiterhin genüsslich in die Stulle beißen.
(quelle: stiftung warentest)
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robinhood - 26. Sep, 13:49